Schwierige Zeiten für die Bäckerei Endorphina
Es ist wie eine Reise zurück in die goldenen 90er Berlins, als alte, halbverfallene Fabriken und Brachflächen Kulturorte waren. Der Hof der Elsenstraße 52 wird zur Hälfte von einem hohen, rostigen Blech- und Plexiglas dach überwölbt, darunter stehen Tische und Stühle, zwischen denen Kinderroller und Tretautos parken. Ausrangierte alte Backmaschinen runden das Bild ab, ohne retro-kitschig zu wirken. Das Ensemble gehört zum Café der Bäckerei Endorphina, die aktuell ums Überleben kämpft.
Noch vor einigen Jahren, als der erste Artikel über Endorphina auf der Webseite des Quartiersmanagements erschien, sah die Situation vielversprechender aus: Der Backwaren-Verkauf lief gut, das Café ebenso und der Ort hatte sich zum beliebten Nachbarschafts-Treffpunkt entwickelt. Selbst Corona habe keinen wirklichen Einbruch bedeutet, erzählt Inhaberin Katharina Rottmann. Die schwierige wirtschaftliche Situation, die nun die Existenz der Firma bedroht, ist die Folge von mehreren, sich überlagernden Krisen. Dazu gehören zum einen die Energiepreise, die nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine drastisch gestiegen sind. Ebenfalls gestiegen sind Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise. Beide Preissteigerungen treffen vor allem mittelständische Bäckereien hart, die keinen verbilligten Industriestrompreis bekommen, aber viel Energie benötigen und die gestiegenen Preise an die Kunden weitergeben müssen. Katharina hat viele Angestellte und Auszubildende, die inflationsbedingt ebenfalls mehr Geld brauchen.
Im Fall Endorphina komme hinzu, erklärt sie, dass sich die Krise der Gastronomie unmittelbar auf das Geschäft auswirke. "Wir haben drei Standbeine: Café und Hofladen, unsere Marktstände und die Belieferung von Gaststätten, Hotels und Bioläden." Wobei es letztere, ergänzt sie, kaum noch gebe, da kleinere Geschäfte sich gegen die Bio-Supermärkte nicht haben behaupten können. Weggefallen seien schließlich auch einige der bislang belieferten Restaurants.
Die beschriebenen Krisen hätten, so Katharina, natürlich auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Kund*innen. "Wir haben das nach den letzten Sommerferien gemerkt. Das Geschäft im Café und im Laden ging nicht mehr richtig los. Die Leute haben weniger Geld und sparen."
Dass es kleinere und mittelständische Betriebe schwer haben oder aufgeben müssen, hat weitreichende Konsequenzen - auch für die Kieze, in denen sie liegen. Es fallen Treffpunkte weg, es bricht ein Teil des öffentlichen Lebens weg, alles wirkt öder. Katharina Rottmann hofft nun, dass im Februar und März die Umsätze steigen, damit sie weitermachen kann.