Perspektiven für die Rom*nja-Communities im Harzer Kiez

Foto: Jens Sethmann

Im Harzer Kiez leben viele Angehörige der Sinti*zze und Rom*nja. Vor allem aus Rumänien stammende Menschen der Rom*nja-Community sind hier stark vertreten, werden aber vielfach ausgegrenzt. „Es stand von Anfang an auf unserer Agenda, ein Projekt speziell für und mit den Rom*nja-Communities zu entwickeln“, sagt Quartiersmanagerin Mine Henki. Die von der Bundesregierung eingesetzte Unabhängigen Kommission Antiziganismus kritisierte vor zwei Jahren eine Diskriminierung, Marginalisierung und Kriminalisierung dieser Menschen und forderte Gegenmaßnahmen.

Ce faci? Was geht?

In der Quartiersratssitzung vom 20. März stellte Mine Henki das Vorhaben vor: „Wir möchten im Harzer Kiez ein Projekt umsetzen, das die Kompetenzen der Rom*nja-Communities in den Mittelpunkt stellt.“ Das Projekt mit dem Namen „Ce faci?“ – rumänisch für „Was geht?“ – soll ihre Kultur im Kiez sichtbar machen und stärken, ihr Image verbessern und Vorurteile abbauen. Dafür wird ein Projektträger gesucht, der selbst der Community angehört oder schon mit ihr zusammengearbeitet hat. Was gemacht wird – kleine Feste, Musikveranstaltungen, Kochevents oder etwas anderes – das soll der Träger zusammen mit den Leuten entwickeln. Das Quartiersmanagement möchte da nicht zu viele Vorgaben machen.

Die Mitglieder des Quartiersrats fanden, dass das Projekt auch speziell Kinder und Frauen in den Blick nehmen sowie Bildungs- und Ausbildungsperspektiven aufzeigen soll. Die Projektidee wird nun entsprechend angepasst und dann zur Abstimmung gestellt. Vorgesehen ist, dass das Projekt im September startet und bis Ende 2026 läuft.

Müll-Hotspots auf der Spur

Camilo Almendrales, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität, stellte dem Quartiersrat ein Forschungsvorhaben zum Thema Müll vor. Das Projekt innoCErt möchte Wege zur Müllvermeidung und Kreislaufwirtschaft finden und beispielhaft auch den Harzer Kiez unter die Lupe nehmen. So sind die Anwohnenden Ende April zu einem kleinen Workshop eingeladen, bei dem auch Müll gesammelt und kartiert werden soll. „Welche Arten von Müll finden sich wo? Das ist noch eine Forschungslücke“, sagt Camilo Almendrales.

Müll-Hotspots kennen die Anwohnenden zuhauf: zum Beispiel die Brockenstraße und die unbewohnten Abschnitte der Teupitzer Straße und des Kiehlufers. Ein Quartiersrat hat beobachtet: „Wenn irgendwo ein Sperrmüllhaufen liegt, dann wird er auch größer – das scheint ein Naturgesetz zu sein.“

Das vom Quartiersmanagement geförderte Projekt „Idyll ohne Müll“ widmet sich dem gleichen Problem. „Zum Müll gab es schon viele Aktionen, eine zündende Idee gab es aber noch nicht“, stellt eine Quartiersrätin fest. Camilo Almendrales hofft auf die Expertise der Nachbarschaft: „Welche Ideen gibt es, um bestimmte Mülltypen zu vermeiden?“ Die Ergebnisse des Forschungsprojekts will er auch dem Bezirksamt vorlegen.

Webredaktion