„Ich wünsche mir ein besseres Miteinander“

Foto: Birgit Leiß/Webredaktion

Carola Peitz ist ein ausgesprochen kreativer Mensch. Sie malt, fotografiert oder schreibt täglich, unter anderem Gedichte und Kurzgeschichten. Vor allem die Themen Natur- und Umweltschutz treiben sie um. Die Schönheit der Natur in all ihren Formen und Farben, aber auch die Bedrohungen durch Artensterben und Klimakrise – damit hat sie sich schon in ihren Ausstellungen in den 1990ern Jahren beschäftigt. Vor einigen Jahren hat sie die Makrofotografie für sich entdeckt. Auf ihren Nahaufnahmen von Bienen und Blüten kann man jeden Fühler und jeden Wasserspritzer erkennen.

Entsetzen über den Kahlschlag beim Grün

Aufgewachsen ist die 65-Jährige in Steglitz und Tempelhof. Dass sie vor knapp 30 Jahren in die Wildenbruchstraße zog, hat vor allem mit der Wohnung zu tun, denn hier konnte sie ihr Atelier einrichten. Die gelernte Arzthelferin arbeitete einige Jahre als Fremdsprachensekretärin, war dann beim Kunstamt Tempelhof angestellt und machte später noch eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin. Ihre Erfahrung kann sie nun in der Aktionsfonds-Jury einbringen: „Die ganze Welt kann ich nicht retten, aber mich im Kleinen einmischen,“ erklärt sie ihre Motivation, in der ehrenamtlichen Jury mitzuarbeiten. Sie freut sich vor allem über Projekte zum Umweltschutz und zum Stadtklima, etwa die Initiative „Wilde Hecken“, die einen Teil des Weigandufers wieder bepflanzen will. Sie ist entsetzt über die radikalen Rodungen, die hier stattfanden. Schutzräume für kleinere Vögel und das für die zunehmend heißen Sommer so wichtige schattenspendende Grün seien dadurch verloren gegangen. Auch die Hecken im Wildenbruchpark wurden vor einigen Jahren arg zurückgestutzt. „Schlimm“, findet sie das: „Früher hab ich hier oft auf der Bank gesessen, Vögel und Eichhörnchen beobachtet und Fotos gemacht“.

Die Rücksichtslosigkeit im Kiez hat zugenommen

Der Kiez habe sich in den letzten 30 Jahren nicht zum Positiven verändert, findet Carola Peitz. Die Grünanlage am Kanal, der Park, die vielen kleinen Läden – diese Mischung hat für sie einst den Reiz der Gegend ausgemacht: „Es war so ruhig, dass man bei offenem Fenster schlafen konnte.“ Heute lärmen nachts Touri-Gruppen unter ihrem Balkon und durch die Wildenbruchstraße wälzt sich der Verkehr. Viele kleine Geschäfte, etwa Obst- und Gemüseläden oder die Bäckerei, sind mitsamt ihren freundlichen Betreibern verschwunden. Die von ihr erhoffte gute Versorgung durch kurze Wege im Alter verschlechterte sich immer mehr. Was sie vor allem stört, ist die um sich greifende Verantwortungslosigkeit, zum Beispiel Menschen, die ihren Müll überall hinterlassen. „Empathie ist für viele ein Fremdwort, jeder denkt nur an sich und lebt in seiner eigenen Blase“, sagt die Frührentnerin, die oft mit einem Rollator unterwegs ist. „Ich wünsche mir mehr Respekt und Rücksicht, gegenüber allen Lebewesen und der Natur.“