Tauschen, loswerden & mitnehmen

Die BSR brachte mit, was man für einen Tausch- und Sperrmüllmarkt braucht: Ein Müllauto mit Presse für den Spermüll (z.B. alte Möbel), eins für Elektroschrott, eins für Metall. Daneben hatte der landeseigene Entsorger einen kleinen Pavillon aufgebaut, in dem zwei Mitarbeitende über Müll informierten und in dem kleinere Dinge zum Mitnehmen ausgelegt waren.

Bereits zum dritten Mal hatte die Neuköllner Kampagne "Schön wie wir" einen Tausch- und Sperrmüllmarkt im Harzer Kiez organisiert. Die "Kieztage" (so die BSR-Bezeichnung) gibt es in ganz Berlin. Die jeweils zuständigen Bezirksämter vereinbaren mit der BSR Termine und Plätze, auf denen die Märkte stattfinden. In Neukölln hat das Bezirksamt diese Aufgabe an die Kampagne "Schön wie wir" übertragen, die 2016 von der damaligen Bürgermeisterin Franziska Giffey gegründet wurde. An den Kieztagen können Anwohner*innen Dinge entsorgen, die entweder zu groß sind für die Mülltonne, dort nicht hineingehören oder so gut in Schuss sind, dass jemand anderes sich für sie interessieren könnte. Grundprinzip der Märkte ist, dass die Gegenstände nicht für Geld gehandelt werden dürfen.

Auch wenn die BSR-Leute viel in der Stadt herumkommen, der Wildenbruchplatz hat mittlerweile einen Namen beim Team: 2023 war die Resonanz so groß, dass - so die BSR-Zählung - 400 Fahrräder zum Tausch bzw. zur Entsorgung von Marktbesucher*innen mitgebracht wurden. Dieses Jahr war weniger los, zum einen, weil es beständig nieselte, zum anderen, weil der Markt mittwochs und nicht samstags stattfand. Die Tage können sich die Organisator*innen in den seltensten Fällen aussuchen: "Klar wollen alle gerne einen Kieztag am Samstag, aber die Samstage sind eben rar gesät", so ein BSR-Mitarbeiter. Das eine oder andere Kleinod wechselte freilich auch diesmal wieder die Besitzer*innen, darunter eine selbstgebaute Ameisenbärmaske und ein Eierkocher für zwei Personen.

Für das Quartiersmanagement sind die Tausch- und Sperrmüllmärkte ein Mittel, um gegen die Vermüllung des Kiezes vorzugehen. In allen Umfragen wird das Müllproblem als das vordringlichste im Kiez genannt. Das QM organisiert deshalb regelmäßig Kiezputz-Tage und beteiligt sich an Aktionen wie dem Tausch- und Sperrmüllmarkt. Auch diesmal hatten Yara Pascale Füssel und Hande Gür vom QM auf dem Bürgersteig einen Tisch aufgebaut, informierten über die QM-Arbeit und schenkten, passend zum Wetter, Kamillentee aus.

Anfang März startet im Quartiersgebiet das Projekt "Idyll ohne Müll", in dem verschiedene Aktionen und Strategien ausprobiert werden sollen, wie der Müll reduziert werden kann. Träger des Projektes ist das Kulturlabor trial&error aus dem Richardkiez. Die Aktiven von trial&error haben viel Erfahrung mit öffentlichen Projekten und mit Wiederverwertung und Upcycling gesammelt. Außerdem betreiben sie ehrenamtlich seit einigen Jahren erfolgreich einen Tauschladen in der Braunschweiger Straße. Finanziert wird das Projekt "Idyll ohne Müll" aus dem Projektfonds mit Mitteln des Programms Sozialer Zusammenhalt, es läuft bis Ende 2025. Geplant sind u.a. öffentlichkeitswirksame Beteiligungsformate wie Kiezputze, aber auch zusätzliche Tauschmärkte. "Denn zwei im Jahr sind zu wenig", so Quartiersmanagerin Hande Gür.