Rundgang durch den Kiez mit den vielen Gesichtern

Fotos: Birgit Leiß/Webredaktion

Der Jour Fixe der Berliner Quartiersmanagements findet seit vielen Jahren statt, manchmal in (neuen) QM-Gebieten, manchmal unter einem thematischen Schwerpunkt. Diesmal war es das QM-Team Harzer Kiez, das zusammen mit Projekttträgern und Kooperationspartnern, zu dem Rundgang eingeladen hatte. Drei Strecken zu unterschiedlichen Themen standen zur Auswahl: Integration und Nachbarschaft, Bildung und öffentlicher Raum.

Spannende Gegensätze

Vom Sammelpunkt, der Berliner Berg Brauerei in der Treptower Straße 39, ging es, ausgestattet mit Funkgeräten, durch eines der größten QM-Gebiet Berlins. Die Laufrouten bei sommerlichem Wetter waren dementsprechend sportlich. Eines wurde schon bald deutlich: das Quartier ist äußerst vielseitig. Kleingartenanlagen befinden sich direkt neben Obdachlosenunterkünften, dazwischen historische Industriebauten und ein erstaunlich weitläufiger ökologischer Spielplatz. „Spannend“ fanden viele Teilnehmende diese Gegensätze. „Für uns sind all diese unterschiedlichen Orte und Akteure Partner der Quartiersentwicklung“, erklärte Quartiersmanagerin Mine Henki.

Neue Freiräume für Jugendliche

Am Spielplatz Treptower/Ecke Harzer Straße stellte sie das Projekt „Harzer Kiez in Bewegung“ vor. Seit Mai diesen Jahres findet hier ein betreutes Freizeitangebot für Jugendliche statt, mit einer Open Sports Night jeden ersten Freitag im Monat und einem Open Gym jeden Samstag in der Turnhalle der Eduard-Mörike-Schule. „Für Jugendliche eröffnet sich dadurch eine neue Welt, für sie gab es bisher gar nichts“ erklärte Mine Henki. Nun haben sie einen Ort, den sie ganz nach ihren Vorstellungen gestalten können. Denn der Projektträger, der Verein bwgt e.V., hat für sie einen Bauwagen auf den Platz gestellt, wo unter anderem Graffiti-Workshops stattfinden.

Die Lust am Lesen wecken

Gleich vier Schulen liegen im Einzugsgegebiet. Eine davon, die Eduard-Mörike-Grundschule, war ebenfalls eine Station beim Rundgang Bildung. Hier wird zum 1. August ein spannendes Projekt starten: der Name, Lesen macht Spaß, ist Programm, wie die Leiterin der Schulbibliothek, die Sozialpädagogin Svenja Claussen, mit viel Leidenschaft erläuterte. Zwar leistet sich die Schule bereits jetzt den „Luxus“ einer Bibliothekarin, doch über das neue QM-Projekt können zum Beispiel neue Bücher in verschiedenen Sprachen angeschafft, ein Ausleihsystem aufgebaut und die Öffnung zum Hertzbergplatz vorangetrieben werden. Weil die Schulbibliothek keine Regelfinanzierung hat, soll die langfristige Finanzierung, beispielsweise über eine Stiftung, eines der Ziele des Projekts sein. „Die Kinder lernen hier, mit Sprache umzugehen und fangen an, mit Freude zu lesen, das ist total schön“, berichtete Svenja Claussen. Der Lohn ihrer Arbeit: Kinder, die zu Hause keine Bücher haben, warten sehnsüchtig darauf, dass sich endlich die Tür der Bibliothek öffnet.

Eine neue Programmierschule mit ungewöhnlichem Konzept

Ähnlich beeindruckend verlief der Besuch beim pädagogisch betreuten ökologischen Spielplatz Wilde Rübe. Dass sich in der Wildenbruchstraße eine solch idyllische Freifläche mit Wiese, Schweinen und Gemüsebeeten verbirgt, wussten viele nicht.

Kontrastprogramm dann bei der letzten Station des Rundgangs Bildung: die Freie Programmierschule „42 Berlin“ in den Geyer-Werken. Den erstaunten Besucher:innen erklärte Viola Sommer vom Team, dass der Unterricht vollkommen kostenlos ist und dass zu 100 Prozent über Peer Learning gelernt wird. Das heißt, die Studierenden bringen sich gegenseitig bei, was sie wissen. „Dieser Kiez hat eine superspannende Mischung, das hat uns total angesprochen“, erklärte Viola Sommer die Standortentscheidung. Neukölln habe ein großes Talentpotenzial. „Für uns ist die Frage, wie wir an die 42 andocken können“, sagte Mine Henki. Darüber befinde man sich derzeit in einem offenen Austauschprozess.

Am Ende kamen die drei Rundgänge wieder in der Berliner Berg Brauerei zusammen, wo man sich bei einem kleinen Imbiss stärkte und sich über das Gehörte und Gesehene austauschte.