Gutes vom Tausch- und Sperrmüllmarkt

Es gab welche, die nahmen weite Wege auf sich, bepackt mit Stühlen, alten Lampen und allen möglichen Dingen, die sie nicht mehr brauchten. Das Ziel: der Tausch- und Sperrmüllmarkt am Wildenbruchplatz. Von 8 bis 13 Uhr kamen minütlich Menschen vorbei, die sonst nur wenige Möglichkeiten haben, sperrige Dinge zu entsorgen. Viele der Sachen wechselten an diesem Tag ihre Besitzer*innen.

Die Idee zu den Tausch- und Sperrmüllmärkten wurde vor einigen Jahren von der Neuköllner Kampagne "Schön wie wir" entwickelt, die zum Ziel hat, die Vermüllung des öffentlichen Raumes zu minimieren. Größere Dinge wie alte Betten, Kühlschränke, kaputte Fernsehen gehören immer noch zum Alltagsbild an manchen Ecken. Oft wissen die Alteigentümer*innen nicht, wohin mit den Sachen, kennen die Wertstoffhöfe nicht, sind zu bequem oder haben schlicht keine Möglichkeit, die Dinge dorthin zu transportieren. Man kann zwar die BSR bestellen, damit sie den Sperrmüll abholt, aber das kostet Geld.

Um den Wertstoffhof quasi den Menschen vor die Haustür zu bringen, wurden die Sperrmüllmärkte eingerichtet. Zu bestimmten Terminen kommen Mitarbeiter*innen von Schön wie wir und die BSR mit mehreren Fahrzeugen in die Kieze und nehmen Sperrmüll entgegen. Weil viele der Sachen für andere Menschen von Wert sein könnten, wurden die Sperrmüllmärkte um Tauschmärkte erweitert: Gut erhaltene Dinge werden auf Tischen und auf dem Gehweg ausgebreitet, jede und jeder kann mitnehmen, was ihr oder ihm gefällt. Dinge, die übrig bleiben oder offensichtlich keine neuen Besitzer*innen finden, landen in der Sperrmüllpresse. Das Konzept hat Erfolg: Mittlerweile hat die BSR das Neuköllner Modell auf Gesamt-Berlin ausgeweitet. Vom Konzept überzeugt ist auch das Quartiersmanagement Harzer Straße, das mit einem eigenen Stand vertreten war.

Am Wildenbruchplatz entwickelte sich der Markt schnell zu einem nachbarschaftlichen Event. "Kannst Du mir noch kurz helfen, das Sofa herunterzutragen", so eine Bewohnerin der Innstraße zur Nachbarin. Man kam miteinander ins Gespräch, war froh, endlich den Keller entrümpeln zu können, die kaputte Waschmaschine zu entsorgen oder etwas zu finden: "Ich wollte ja eigentlich nichts mit nach Hause nehmen, aber ich stehe auf solche Spiegel mit Holzrahmen", erklärte eine Besucherin. Andere hätten gerne, konnten aber nichts mitnehmen: "Die Holzplatte ist super, aber ich kann sie nicht lagern und habe aktuell kein Projekt, in dem ich sie verbauen könnte. Echt schade", so ein Nachbar. Kein singuläres Problem: Holz, Möbel oder andere Dinge landeten letztlich in der Presse, weil niemand sie mit nach Hause nehmen konnte. Die BSR verkauft zwar manches in ihrem Gebrauchtwaren-Haus "NochMall" in Reinickendorf, hat aber auch keine unendlichen Möglichkeiten, verwertbare Sachen zu lagern.

Die Sperrmüll- und Tauschmärkte weisen dennoch den Weg, wie Gegenstände wieder in einen Kreislauf gebracht werden können und nicht weggeworfen werden müssen. Mit positiven Effekten für die Kieze: Es werden Ressourcen geschont, man spart Geld und die Dinge landen nicht an der nächsten Straßenecke.