Hilfe gegen Kälte und Perspektivlosigkeit

Einst befand sich hier das größte Obdachlosenasyl Europas. 1200 Plätze gab es in dem von 1927-31 errichteten Gebäude. Heute macht die Notübernachtung nur noch einen kleinen Teil der Arbeit aus. Gernot Zessin, zuständig für PR und Öffentlichkeitsarbeit und seit 2008 bei Kubus, führt gern über das weitläufige Areal. Im Jahre 2010 ist der Beschäftigungsträger mit seiner Geschäftsstelle von Pankow hierher gezogen. „Wir wollten dahin, wo die meisten sozialen Probleme sind“, erklärt Gernot Zessin. Das Gebäude im Bauhaus-Stil steht unter Denkmalschutz. „Der Umbau war eine große Herausforderung, zumal es vorher 15 Jahre leer stand“, erzählt Gernot Zessin.

Ein ehemaliger Baumarkt wurde zum tropischen Schauhaus

Der Rundgang führt als erstes in die 2018 eröffnete Kita. Alles sieht noch neu aus. Eigentlich gibt es 120 Plätze, aber wegen Personalmangel kann derzeit nur die Hälfte belegt werden. Weiter geht es ins Kubium. Der im Internet ersteigerte ehemalige Baumarktpavillon ist der ganze Stolz des Kubus-Teams. Nach und nach wurde er von den Teilnehmenden der verschiedenen Arbeitsfördermaßnahmen zu einem Schauhaus mit viel Glas, tropischen Pflanzen und einem Wasserlauf umgebaut. Das Kubium ist ein Veranstaltungshaus und wird auch vermietet. Ob Chor, Theatergruppe oder Neujahrsempfang – vieles ist möglich, solange es gemeinwohlorientiert ist. So gut wie alles wurde selber gemacht: die Bar, die Bühne und auch die Bepflanzung. Gernot Zessin zeigt kunstvoll geschnitzte Holzfiguren, die ein Teilnehmer angefertigt hat: „In den drei Jahren, in denen er bei uns war, hat er kaum noch getrunken.“ Auch das seien Erfolge, nicht nur die nackten Vermittlungszahlen in den ersten Arbeitsmarkt.

Geschenkebeutel für die Obdachlosen, eine Weltkarte für die Kita

„KUBUS – gemeinnützige Gesellschaft für soziale Arbeit mbH“ ist ein Träger von sozialen Beschäftigungsprojekten sowie freier Träger der Jugendhilfe. Langzeitarbeitslose finden hier vielfältige Arbeitsmöglichkeiten. In der Tischlerei im Erdgeschoss werden gerade Stühle für eine Kita aufgearbeitet. „Wir dürfen nur für gemeinnützige Kunden arbeiten“, erklärt Gernot Zessin. Es gehe nicht in erster Linie darum, die Leute zu Tischlern auszubilden, sondern um die Vermittlung gründsätzlicher Fertigkeiten. Pünktlich auf der Matte stehen beispielsweise. Oder Durchhaltevermögen. Das gilt auch für die nächste Station, die Textilwerkstatt. In einem großen Raum mit schönen Bauhaus-Fenstern sitzen die Teilnehmerinnen – an diesem Tag sind es nur Frauen – an der Nähmaschine. Hier wird Bettwäsche von Kitas ausgebessert, Kinderhemden „upgecycelt“ oder Geschenkebeutel für die Notübernachtung genäht. Stolz zeigt die Werkstattleiterin die große Weltkarte, die kürzlich für die Kita in der Treptower Straße angefertigt wurde. 

Ein warmes Bett in Würde

Mittags können die Beschäftigten in der Kubus Suppenküche essen. Der Name ist etwas irreführend, denn eigentlich handelt es sich um eine Kantine, die allen offensteht. Auch Menschen aus der Nachbarschaft können hier zu Mittag essen. Wer Hartz IV oder eine vergleichbare Leistung bekommt, zahlt 1,80 Euro, alle anderen 2,50 Euro. Im Hof gibt es außerdem eine Lebensmittelabgabestelle, die derzeit montags, donnerstags und freitags geöffnet ist. „Leider haben wir im Moment große Probleme, an Lebensmittelspenden zu kommen“, berichtet Gernot Zessin. Die Supermärkte haben umdisponiert, es bleibt nicht mehr so viel übrig. Als allerletztes geht es bei dem Rundgang in die Kältehilfestation. Jedes Jahr vom 1. Oktober bis 30. April können hier 25 obdachlose Männer übernachten „In richtigen Betten, keine Feldbetten oder Matratzenlager“, wie Gernot Zessin betont. Hier wird viel Wert auf einen respektvollen Umgang mit den Gästen gelegt. Die Männer bekommen eine warme Abendmahlzeit und ein Frühstück, sie können duschen, ihre Wäsche waschen und das WLAN benutzen. Wer will, kann seine Sachen dalassen und sich für die nächste Nacht ein Bett reservieren. Nicht erst seit den enorm gestiegenen Energiekosten reiche der Tagessatz von 17 Euro pro Bett jedoch nicht aus, um alle Kosten zu decken. „Aber die Leute sind sehr dankbar“, sagt Gernot Zessin, der auch im Quartiersrat für den Harzer Kiez mitarbeitet. In Brandenburg betreibt Kubus außerdem einen Papageienauffangstation.

Kubus ist dringend auf Spenden angewiesen. Verpackte Lebensmittel, Drogerieartikel und gut erhaltene, warme Kleidung werden gerne entgegengenommen und größere Mengen auch abgeholt. Gesucht werden auch noch Helfer:innen für die Kältehilfestation, sowohl auf ehrenamtlicher als auch auf Nebenjob-Basis, zum Beispiel für Studierende. 

Telefon (030) 81 03 35 0