Tausche roten BH gegen Latzhose
Vor dem Laden sorgte eine Wäscheleine mit Kleidungsstücken für neugierige Blicke. Die Räume standen lange leer, irgendwann war hier mal eine Pizzeria und eine Kneipe gewesen. Auf dem rustikalen Tresen hatte das Team vom Kulturlabor Trial & Error, Träger des QM-Projekts „Idyll ohne Müll“ und Organisator der Kleidertauschparty, fein säuberlich Pullover, Jacken und Blusen gestapelt. Sie stammten größtenteils aus ihrem Laden in der Brauschweiger Straße 80. Außerdem gab es einen Tisch mit Kinderklamotten und Spielzeug. Musik, Kaffee und Knabberzeug sorgten für eine behagliche Atmosphäre. Nach und nach kamen immer mehr Leute, viele mit Taschen voller Kleidungsstücke unterm Arm. „Alles noch gut, aber zu klein geworden“, seufzte eine Frau. Sie wohnt ganz in der Nähe und hatte über Flyer von der Veranstaltung erfahren. „Ist alles kostenlos“, ermunterte Juliane Meißner vom Trial & Error zögerliche Leute. Auch wer nichts mitgebracht hatte, durfte sich etwas aussuchen. Eine junge Frau blieb fast eine Stunde und probierte alles Mögliche an. Eine andere Frau steuerte zielstrebig eine kleine Handtasche an und zog bereits nach zwei Minuten glücklich mit ihr von dannen. Insgesamt zog die Kleidertauschparty eine bunte Mischung an: Eltern mit Kindern, junge englischsprachige Leute auf der Suche nach hippen Klamotten ebenso wie Menschen, denen man die Armut ansah.
Kleidung sichtbar flicken statt wegwerfen
An einem Tisch wurden Textilien nach dem Prinzip „Visible Mending“ geflickt. Wörtlich übersetzt heißt das „sichtbare Flickarbeit“. Dabei werden Löcher oder Risse durch das Ausbessern nicht kaschiert, sondern auffällige Stofffetzen oder buntes Garn verwendet. So entsteht ein neues, individuelles Kleidungsstück. Dem Kulturlabor Trial & Error geht es darum, den Konsum von neuer, oft minderwertiger „Fast Fashion“ zu reduzieren. Denn die Umweltbelastung durch die Textilindustrie wird oft unterschätzt. 3 bis 8 Prozent der globalen Treibhausemissionen gehen auf ihr Konto. Wer Second Hand kauft und seine Sachen möglichst lange trägt, tut also etwas für das Klima und den Abbau der Müllberge.
Großes Interesse am neuen Harzer Kiezladen
Juli und ihre Kollegin mussten an diesem Samstag etliche Fragen zu dem Ort beantworten. Dass hier wieder Leben eingezogen ist, überraschte und freute viele der Anwohnenden. Künftig soll es hier Beratungsangebote und Veranstaltungen für die Nachbarschaft geben. Träger des über das Quartiersmanagement geförderten Projekts sind die Johanniter.













