Mission müllfreier Kiez

Fotos: Birgit Leiß/Webredaktion

„Ich hab' ne richtige Wut!“, bekannte eine Teilnehmerin. Ihre liebevoll gehegte Baumscheibe muss sie immer wieder aufs Neue von Kronkorken, Zigarettenstummeln und anderem Unrat befreien. Das leidige Thema wird auch häufig ans Quartiersmanagement herangetragen, weswegen man nun zum offenen Kiezaustausch in den Trusepark lud. Ein langjähriger Anwohner berichtete, dass es das Problem schon seit den 1970ern gibt.

Der Müll ist hausgemacht

Etwa zehn Menschen waren an diesem sonnigen Montagnachmittag in den Trusepark gekommen, darunter auch Mitglieder des Quartiersrats sowie der Aktionsfondsjury. Viele von ihnen sind bereits aktiv geworden. Eine Frau hat vor ihrem Haus eine Mülltüte aufgehängt, eine andere meldet Sperrmüll sofort über die Ordnungsamt-App, ein anderer säubert den Straßenabschnitt vor seinem Haus regelmäßig vom Müll. Den Touris oder Kneipengängern wollte man nicht die Schuld geben. „Es sind unsere Nachbarn, die den Müll hinterlassen“, betonten mehrere Anwesende.

Sprechende Mülleimer und Aufräumbuddies

Auch wenn der Frust über Matratzen am Straßenrand, Pizzapappen im Park und Hundehaufen auf dem Spielplatz groß ist – mit Klagen über die Missstände wollte man sich in der Runde nicht aufhalten. Vielmehr ging es um Lösungsansätze. Was kann man tun, um die Vermüllung des öffentlichen Raums zu stoppen? Wie kann man Anreize schaffen, damit möglichst alle Gruppen mitziehen?

Gemeinsam wurden Ideen gesammelt, wie zum Beispiel:

  • mehr Mülleimer aufstellen und sie schöner und cooler gestalten, zum Beispiel bunt bemalen. Eine weitere Idee: sprechende Mülleimer, wie es sie mancherorts schon gibt;

  • Kiezputzaktionen, einmalig oder regelmäßig, verbunden mit einem Wettbewerb inklusive eines kleinen Preises für die fleißigsten Müllsammelnden oder auch in Form einer Aufräumaktion „Lern' deinen Nachbarn oder deine Nachbarin kennen“;

  • Aufklärung und Infos, etwa über Flyer oder durch mobile Teams, aber ohne zu bevormunden. Jugendliche könnten zu Peers ausgebildet werden, um dann Gleichaltrige zu sensibilisieren;

  • weitere Baumscheiben bepflanzen und in Ordnung halten, denn je gepflegter eine solche Baumscheibe ist, desto größer ist die Hemmschwelle, seinen Müll dort fallen zu lassen;

  • mehr Sperrmüllmärkte im Kiez, wo man seine Sachen kostenlos abgeben kann.

Beim Müllsammeln neue Leute kennenlernen

Einig waren sich alle, dass auch die Gewerbetreibenden mit eingebunden werden müssen, vor allem, wenn es um Müllvermeidung geht. Pfandsysteme wie etwa Recup-Becher zum Nachfüllen sind definitiv ausbaufähig. Viel Anklang fand der Vorschlag, gemeinsame Kiezputz-Aktionen mit einer Lotterie zu verknüpfen, bei der man per Los einem Nachbarn oder einer Nachbarin zugeordnet wird und dann zusammen mit seinem „Aufräumbuddy“ loszieht. „Die Müllproblematik nervt alle, aber es ist auch eine große Chance, die Nachbarschaft zusammenzubringen“, meinte ein Teilnehmer.

Konkrete Schritte hin zum Idyll ohne Müll

Für kleinere Aktionen können ab der zweiten Jahreshälfte Gelder aus dem Aktionsfonds des QM beantragt werden. „Darüber hinaus werden wir mit dem Quartiersrat prüfen, ob zu dem Thema ein größeres, übergreifendes Projekt über den Projektfonds umgesetzt werden soll“, erklärte Quartiersmanager Christian Atmaca. Schon jetzt sind im Quartiersbüro Greifzangen, Handschuhe und Mülltüten deponiert, die man sich dort abholen kann.

Noch im Mai sollen zwei Kiezputz-Aktionen stattfinden. Die genauen Termine werden hier veröffentlicht. Außerdem hat eine Anwohnerin für den Tag der Nachbarn am 20. Mai einen „Litterpicker-Spaziergang“ mit Musik und Spaß angemeldet. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr in der Weserstraße 143 (Ecke Roseggerstraße).