Idyll ohne Müll startet durch, HarzAcker steht vor der Verlängerung

Foto: Jens Sethmann

Foto: Jens Sethmann

Am 18. September traf sich der Quartiersrat des Harzer Kiezes beim Fernheizwerk Neukölln (FHW), das selbst Mitglied im Quartiersrat ist und seinen Versammlungsraum schon öfter für die Sitzungen zur Verfügung gestellt hat. Seit 1911 wird am Ende des Weigandufers Strom und Wärme produziert. Heute versorgt das FHW rund 60.000 Haushalte in Neukölln und Umgebung mit Fernwärme. Bis 2045 wird der Betrieb klimaneutral umgestellt. Vor Beginn der Sitzung führte der Schichtleiter Herr Hoffmann die Quartiersratsmitglieder kurz in die heiligen Hallen des FHW und beantwortete geduldig die Fragen zur Fernwärmeproduktion.

Noch mehr gemeinsam gärtnern

Als nächstes stand die Beratung über die Fortführung des Projekts „Gemeinsam gärtnern“ an. Das besser als „HarzAcker“ bekannte Projekt läuft Ende dieses Jahres aus. Der Träger Parzelle X möchte den Harzer Kiez weiter beackern und hat große Pläne. Die beim Quartiersrat-Sommerfest gesammelten Anregungen wurden aufgegriffen: Man will die Zusammenarbeit mit den Kitas ausbauen, etwa mit naturpädagogischen Workshops, und es sollen mehr Baumscheiben begrünt werden. So soll die Weserstraße zu einer „Baumscheibenstraße“ werden. Ein Baumscheiben-Festival und Baumscheibenspaziergänge sollen für Bepflanzungen am Straßenrand werben. Um dafür auch andere Menschen als bisher zu begeistern, will man unter anderem mit den Stadtteilmüttern und den Wohnungsbaugenossenschaften zusammenarbeiten.

Auch halböffentliche Grünanlagen werden in den Blick genommen: Die Freiflächen größerer Wohnanlagen könnte man zum Beispiel ökologisch begrünen, mit einer Regenwasser-Auffanganlage ausstatten oder als Standort für einen Kiez-Kompost nutzen. Dazu will man Kontakt zu den Wohnungsunternehmen suchen. Außerdem wird der Gemeinschaftsgarten P25 in der Kleingartenanlage Harztal/Wilde Rose weitergeführt und möglichst um eine zusätzliche Parzelle in einer anderen Kolonie ergänzt. Die Saatgut- und Pflanzentauschbörse im Frühling, die Lange Tafel zum Erntedank und der HarzAcker-Stammtisch sollen beibehalten werden. Nicht zuletzt muss für das Gieß- und Werkzeugfahrrad noch ein gut zugänglicher und sicherer Stellplatz gefunden werden.

Die Fortführung des HarzAcker-Projektes über die nächsten drei Jahre bis Ende 2027 fand im Quartiersrat einhellige Zustimmung.

Aktionsmonat gegen Vermüllung

Ruta Vimba vom Kulturlabor Trial & Error erzählte dem Quartiersrat, was der Träger im Projekt „Idyll ohne Müll“ vorhat. Am 13. September begann mit einem mobilen Kleidertausch beim Kiezfest der Aktionsmonat, mit dem „Idyll ohne Müll“ richtig durchstartet. Nach einer Müllsammelaktion zum World Clean Up Day am 20. September folgt am 27. September eine Mehrwegberatung und ein Zero-Waste-Workshop bei Endorphina und am 4. Oktober am Weigandufer/Ecke Wildenbruchstraße ein „Plogging“-Event – dahinter verbirgt sich gemeinsames Joggen mit gleichzeitigem Müllsammeln. Am 11. Oktober findet bei Nahkauf am Kiehlufer der zweite Sperrgut- und Tauschmarkt statt. Zum Abschluss des Aktionsmonats basteln Kinder an der Hans-Fallada-Grundschule am 17. Oktober Musikinstrumente aus Verpackungsmüll und einen Tag später lädt Trial & Error zum Kleidertausch und gemeinsamen Weben ein.

Ganz praktisch umgesetzt wurde der Recycling-Gedanke schon beim Harzer Eck. Nachdem die Info- und Tauschsäule abgebaut werden musste, sind aus einzelnen Bauteilen nun Aushang-Bretter entstanden, die an mehreren Orten im Harzer Kiez über das Müllvermeidungsprojekt informieren. „Das Harzer Eck lebt also weiter“, sagt Ruta Vimba.

Zukunft des Kiezfestes ungewiss

Weil sich die Förderbedingungen geändert haben, steht das Kiezfest auf der Kippe. Es muss eine Institution aus dem Kiez als Träger gefunden werden. Das Geld wäre vorhanden und die zwei Personen, die bisher unter dem Dach der Global Music Academy das Fest organisiert haben, möchten das auch in Zukunft gern machen, brauchen aber jemanden, der unter anderem die Abrechnung übernimmt. „Wenn sich kein Träger findet, wird es das Kiezfest nicht mehr geben“, erklärt Quartiersmanagerin Yara Pascale Füssel. Um die Hoffnung nicht aufzugeben, sollen nun alle in Frage kommenden sozialen Träger und lokalen Vereine angesprochen werden.

Webredaktion