Zwei Runden vor Ort: Was braucht der Harzer Kiez?

Kiehlufer

Foto: Jens Sethmann

Spielplatz Treptower Straße

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Hertzbergplatz

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Wildenbruchplatz

Foto: Jens Sethmann

Das Quartiersmanagement Harzer Straße hatte am 5. und 10. März die Quartiersratsmitglieder sowie andere Kiezbewohnerinnen und -bewohner zu zwei Stadtteilspaziergängen eingeladen, um von ihnen zu erfahren, was im Quartier verbessert werden sollte und was den Kiez lebenswert macht. Die Ergebnisse fließen in das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK) ein. Das IHEK ist der Fahrplan für die Arbeit des Quartiersmanagements für die kommenden Jahre.

Erste Runde: Der Nordteil des Harzer Kiezes

Weil das Gebiet so groß ist, fanden zwei Rundgänge statt, die jeweils rund zweieinhalb Stunden dauerten. Beim ersten Stadtteilspaziergang ging es am 5. März um den Teil nördlich des Neuköllner Schifffahrtskanals. 16 Leute trafen sich am Samstagvormittag vor dem Quartiersbüro in der Treptower Straße.

Los ging es von der Treptower Brücke am Kiehlufer entlang zur Teupitzer Brücke. Bemängelt wurde, dass der Weg am Kanal nicht befestigt ist und keine Sitzbänke zum Ausruhen hat. Durch den starken Autoverkehr auf der Straße hält man sich hier auch nicht gern auf. Unter der S-Bahn-Brücke gibt es außerdem schon seit langem ein Problem mit illegal abgelagertem Müll. Wegen der Unsauberkeit – eine Teilnehmerin nannte die Brücke „Taubenschissbrücke“ – meiden viele die Unterführung.

Nächste Station war die etwas verwilderte, dreieckige Grünfläche an der spitzen Einmündung der Teupitzer in die Treptower Straße. Die Idee, diese Fläche als Grünanlage aufzuwerten oder für die benachbarte Kita nutzbar zu machen, wurde von den Teilnehmenden wegen des Verkehrslärms eher skeptisch beurteilt.

Licht und Schatten bei den Spielplätzen

Unter dem lauten Autoverkehr leidet auch der große Spielplatz an der Ecke Treptower/Harzer Straße. An der Kreuzung wünschen sich die Kiezspaziergänger:innen neben dem vorhandenen Zebrastreifen weitere sichere Querungsmöglichkeiten und andere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Für den Spielplatz selbst hatten sie eine ganze Reihe von Verbesserungsvorschlägen: ein regelmäßiger Besuch des Spielmobils, mehr Sitzbänke, eine öffentliche Toilette, eine Boulebahn oder ein „Outdoor Gym“ mit Sportgeräten für Erwachsene.

Weniger Verbesserungsbedarf wurde beim Kinderspielplatz am Sinsheimer Weg gesehen. „Das ist ein schöner, ruhiger und sonniger Ort“, lobte eine Teilnehmerin. Die hintere Ecke könnte man noch besser nutzen, aber man war sich einig, dass man hier mit Angeboten für Jugendliche oder Erwachsene vorsichtig sein sollte, damit es nicht zu unnötigen Konflikten kommt.

Bauprojekte und Verkehrsprobleme

Beim Bauprojekt des Unternehmens Buwog an der Harzer Straße gingen die Ansichten auseinander. „Gut, dass hier gebaut wird“, meinte ein Teilnehmer. Ein anderer sagte: „So ein Gentrifizierungsprojekt passt hier nicht in den Kiez.“ Im dritten Quartal dieses Jahres soll auf der Brache zwischen Geyer-Werken und Brockenstraße der Bau von 227 Miet- und Eigentumswohnungen beginnen. Davon sind 50 Wohnungen für Mieter:innen mit geringem Einkommen vorgesehen.

In der Harzer Straße wurde die Mischung vieler kleiner Läden hervorgehoben. An der Ecke Elsenstraße fehlen aber Zebrastreifen, damit man gefahrlos über die Straßen kommt. Insgesamt befürchten die Anwohnenden, dass nach der Fertigstellung der Autobahn der Verkehr in den Kiezstraßen noch zunehmen wird.

Kanal mit Potenzial

Der Rundgang führte wieder am Kiehlufer entlang zurück zum Ausgangspunkt. Auch hier fiel wieder auf, dass der Fußweg teilweise unbefestigt ist, dass der Zaun stellenweise kaputt ist, dass die Sträucher in den Weg wuchern und dass Sitzbänke und Mülleimer fehlen. Hier ließe sich eine Menge verschönern. „Der Kanal hat ein großes Potenzial für den Kiez“, fasste einer der Spaziergänger zusammen.

Zweite Runde durch den Süden

Beim zweiten Stadtteilspaziergang ging es am 10. März durch die südliche Hälfte des Quartiers. An diesem Donnerstagnachmittag nahmen insgesamt 13 Kiez-Interessierte teil, darunter auch die Gebietskoordinatorin des Bezirksamts Neukölln und eine Mitarbeiterin des Straßen- und Grünflächenamtes.

Das „Harzer Eck“ an der Treptower Brücke wurde als gute Einrichtung zum Austausch von Alltagsdingen und Kiezinformationen beurteilt. Man müsse allerdings aufpassen, dass es zu keiner Müllansammlung kommt. Dafür sorgt auch das Familienforum, das dem Quartiersmanagement bei der Betreuung der Säule hilft.

Freud und Leid für Fuß und Rad

Die Ederstraße ist für die Menschen im Kiez eine wichtige Fuß- und Fahrradverbindung. Die Weserstraße wird bis Ende 2024 zu einer Fahrradstraße umgebaut. „Man sollte dabei auch auf öffentlichem Straßenland Sitzgelegenheiten für Gehbehinderte schaffen“, mahnte ein Teilnehmer. Er kritisierte auch den Zustand mancher Bürgersteige, etwa in der Thiemannstraße: „Das kann man nicht mehr als Gehweg bezeichnen.“

Grünanlagen mit Verbesserungsbedarf

Beim Hertzbergplatz fehlte vielen eine Abschirmung vom Lärm der Sonnenallee. „Richtig einladend ist der Platz nicht“, meinte eine Teilnehmerin. „Es ist bestimmt noch mehr möglich, um den Platz zu beleben.“ Dann würden wohl auch die Spielmöglichkeiten mehr genutzt.

Der neugestaltete Trusepark wird rege genutzt und überzeugt mit gepflegten Grünanlagen. Auf Anregung eines Anwohners wurden im November fünf Obstbäume neu gepflanzt: ein Quittenbaum und vier alte Apfelsorten. Das Geld dafür kam aus dem Aktionsfonds des Quartiersmanagements.

Nach seiner Erneuerung ist der Wildenbruchplatz in den Augen der Teilnehmenden attraktiver geworden. Leider wurde er aber zum Teil von Hundehaltern in Beschlag genommen, die ihre Vierbeiner herumrennen und Löcher buddeln lassen. „Es ist schade, dass die große Wiese für Nicht-Hundebesitzer nicht nutzbar ist“, sagte eine Quartiersrätin. Vielleicht bräuchte man einen offiziellen Hundeauslauf im Kiez. Vorgeschlagen wurde auch eine öffentliche Toilette und eine Boulebahn. Die Fahrradstraße am Weigandufer fanden die Teilnehmer gut gelöst.

Anregungen für das IHEK

Am Kanal entlang ging es zurück zum Quartiersbüro. Das QM-Team wird nun die gesammelten Anregungen aus den beiden Stadtteilspaziergängen in das IHEK aufnehmen. Das IHEK wird dann im Quartiersrat zur Diskussion gestellt und im Sommer beschlossen.