Sommerfest an der Eduard-Mörike-Grundschule
Die Eduard-Mörike-Grundschule am Hertzbergplatz ist eine kleine Schule mit knapp über 300 Schüler*innen. Hier gibt es die Probleme vieler Schulen wie Unterrichtsausfall, Personalmangel oder fehlende digitale Strukturen. Auf der anderen Seite arbeiten viele engagierte Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern daran, den Kindern ein gutes Lernumfeld zu bieten. Hinzu kommen die Ehrenamtlichen, die die Schule u.a. bei der Leseförderung unterstützen. Beim Sommerfest waren so gut wie alle da, die am Schulleben beteiligt sind. Große und Kleine saßen an Tischen, bemalten Blätter oder Gesichter und aßen von dem leckeren Essen, das die Eltern beisteuerten. Die Lehrer*innen und Erzieher*innen hatten Stände aufgebaut und verschiedene Angebote organisiert, darunter Strandlaufen oder Seifenblasen bilden. Es gab Sportturniere und Bühnenacts, die von den Schul-AGs aufgeführt wurden. Die gemeinnützige Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit gGmbH, kurz: GSJ, hatte einen riesengroßen Aublas-Kicker mitgebracht, in dem statt Holzfiguren Schüler*innen gegeneinander spielten.
Die Laune war super. Schulleiter Robert Gericke: "Ich gucke in lauter strahlende Gesichter. Das Fest ist das emotionale Highlight der Schule."
Viele der Kids waren mit einer Laufkarte unterwegs, die sie an verschiedenen Ständen abstempeln lassen konnten. Am Stand der Schulbibliothek gab es Blätter mit leeren Kästchen, in die die Schüler*innen Comics zeichnen sollten. Die Ergebnisse waren erstaunlich: schön gezeichnete Manga-Gesichter, schlau ausgedachte Dialoge (z.B. zwischen zwei Augenpaaren).
Hinter all den Blättern und den Büchern auf dem Nachbartisch waren Svenja Claussen, ihre Kollegin Selvi Yildirim und eine Lehrerin konstant in Bewegung. Svenja, Leiterin der Schulbibliothek, sammelte die selbstgemalten Comics ein, redete mit Eltern oder mit Schüler*innen.
QM-Projekt "Lesen macht Spaß"
Seit August 2023 betreut Svenja Claussen zusammen mit Selvi Yildirim das Projekt "Lesen macht Spaß", das vom QM Harzer Straße aus Mitteln des Programms Sozialer Zusammenhalt finanziert wird. Die Finanzierung sichert aktuell zu einem Drittel den Betrieb der Bibliothek, die restlichen zwei Drittel stammen aus dem Bonusprogramm des Landes Berlin. Die Bibliothek ist zwar in der Schule angesiedelt, wird aber - wie auch die Schulstation - von einem externen Träger, der gemeinnützigen Lebenswelt gGmbH, geführt.
Das QM-Projekt verfolgt mehrere Ziele: Koordinierung und Gewinnung von Lesepat*innen, die Anschaffung neuer Bücher, die Öffnung der Bibliothek zum Hertzbergplatz hin, die Entwicklung eines Ausleihsystems, Vernetzung mit anderen Einrichtungen und das Teilprojekt "Schüler*innen lesen für Schüler*innen".
"Die Akquise der Lesepat*innen klappt super. Im Moment arbeiten zehn Ehrenamtliche aus dem Kiez mit", erzählt Svenja. Vor allem über Poster, Aushänge und Mund-zu-Mund-Propaganda hätte sich der Kreis vergrößert. Entgegen gängigen Vorurteilen seien es viele junge Menschen, die sich engagieren. "Darunter sind Studierende oder Menschen, die arbeiten und zusätzlich etwas Sinnvolles tun möchten."
Bei der Beschaffung neuer Bücher setzt Svenja verstärkt auf mehrsprachige Bilderbücher. An der Eduard-Mörike-Grundschule wachsen viele der Kinder mit einer nicht-deutschen Muttersprache auf, mehr als 16 verschiedene Sprachen kommen an der Schule vor. Zweisprachige Kinderbücher böten den Vorteil, dass auch die Eltern sie vorlesen könnten, die nicht so gut Deutsch sprächen. Oder ältere Schüler*innen, die aus demselben Sprachraum kommen. "Die Kinder empfinden es als super, dass beide Sprachen im Buch gleichwertig behandelt werden", erzählt Svenja.
In Sachen Kiezöffnung ist Svenja mit umliegenden Kitas in Kontakt, außerdem kooperiert die Schulbibliothek mit der Helene-Nathan-Bibliothek und mit dem Flüchtlingswohnheim in der Kiefholzstraße. Übergeordnetes Ziel ist es, den Kindern Zugänge zu Büchern zu öffnen: "Es geht darum, nicht die Bücher zu den Kindern zu bringen, sondern die Kinder zum Buch."