Müllspaziergang mit der BSR
Genervt vom Müll im Kiez sind viele. Das zeigt auch das große Interesse an der Veranstaltung im Rahmen des Quartiersmanagement-Projekts „Idyll ohne Müll“. Über 20 Personen waren an diesem sonnigen Freitagnachmittag gekommen. Das Kulturlabor Trial & Error e.V., Träger des Projekts, hatte drei Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung (BSR) eingeladen. Eigentlich war am Treffpunkt Treptower Straße/Ecke Weigandufer nur ein kurzes Auftaktgespräch geplant. Aber dann prasselten die Fragen auf die BSR-Mitarbeiter ein: Warum werden die Straßen und Parks nicht öfter gereinigt? Warum gibt es in Berlin keine kostenlose Sperrmüllabholung? Und was kann man gegen die Vermüllung tun? Denn, wie eine Anwohnerin meinte: „Eigentlich ist es so schön hier, aber die Situation ist unerträglich. Wir wollen nicht auf einer Müllhalde leben!“
40 Papierkörbe mehr für den Harzer Kiez
Die BSR war gespannt auf die Sicht der Anwohnenden und wollte deren Anregungen mitnehmen und weiterleiten, wie Bereichsleiter Andreas Dreuse erklärte. Die „Halbwertzeit der Sauberkeit“ sei sehr gering in dieser Stadt und der Harzer Kiez schneide mit am schlechtesten ab. Die weit verbreitete Einstellung sei leider: ‚Irgendjemand wird‘s schon weg machen’. Der BSR-Mitarbeiter erläuterte zunächst, dass die Straßen im Harzer Kiez alle zur Reinigungsklasse 2 und 3 gehören. Dementsprechend wird drei- bis fünfmal pro Woche gereinigt. Oft sei aber noch am gleichen Nachmittag schon wieder alles zugemüllt. Häufigere Reinigungsintervalle bringen also nur bedingt etwas und müssten zudem von allen mit höheren Straßenreinigungsgebühren bezahlt werden. Es gab aber auch eine gute Nachricht zu verkünden: 40 zusätzliche Papierkörbe werden bis Mai im Harzer Kiez aufgestellt. Die Erhöhung der Papierkorbdichte könne jedoch nur ein erster Schritt sein, räumte Andreas Dreuse ein.
Es gibt kostenlose Alternativen zur illegalen Sperrmüllentsorgung
Die Problemecken im Harzer Kiez sind der BSR bekannt und wurden von den Anwesenden bestätigt. So wird in der Brockenstraße und am Kiehlufer nicht nur Sperrmüll, sondern auch Bauschutt abgeladen – weniger von den Anwohnenden, sondern ganz gezielt von Bau- und Entrümpelungsfirmen. Die BSR-Mitarbeiter betonten, dass es viele Angebote gebe, seinen Sperrmüll loszuwerden. So kann man ihn kostenlos bei einem der Recyclinghöfe abgeben oder über die App Tiptapp mit Nachbar*innen Kontakt aufnehmen, die Zugang zu einem Auto haben und den Sperrmüll für einen geringen Betrag mitentsorgen können. Oder man bringt den Müll zu einem der regelmäßig stattfindenden Sperrgut- und Tauschmärkten im Kiez. Wild abgestellter Sperrmüll wird von der BSR in der Regel innerhalb von zehn Werktagen abgeholt, wenn er über die Ordnungsamt-App gemeldet wird. Bei Schneefall oder - wie aktuell - Streik - kann’s auch mal länger dauern.
Drakonische Strafen oder Aufklärungskampagnen?
Anschließend teilten sich die Anwesenden in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe spazierte das Kiehlufer entlang, die andere über das Weigandufer und die Brockenstraße. Beide Gruppen kamen am Sinsheimer Weg zusammen. Dort entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Frage, wie die Situation verbessert werden kann. Die Vorschläge reichten von hohen Bußgeldern wie in Singapur über gemeinsame Kiezputze bis hin zur Sensibilisierungskampagnen. Bestrafung sei keine Lösung, meinten einige. Man müsse die Leute erreichen, zum Beispiel auch Jugendliche. „Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was wäre das?‘ wollte eine Teilnehmerin von den BSR-Mitarbeitern wissen. Die Antwort kam prompt: dass sich die Einstellung der Verursacher ändert. „Das Wichtigste ist, an die Müllverursacher ranzugehen,“ meinte Andreas Dreuse. Er appellierte an die Anwohnenden, Müllsünder direkt anzusprechen. Seit es das Harzer Eck nicht mehr gibt, landen wieder mehr Klamotten auf dem Boden, hat Juliane Meissner von Trial & Error festgestellt. Das Team versucht gegenzusteuern und organisiert beispielsweise Kleidertausch- und Müllsammelaktionen. Das Ziel: weniger Müll und mehr Lebensqualität im Kiez. Über eine Telegram-Gruppe kann man sich über die Veranstaltungen und Mitmach-Aktionen informieren.
Gute Orte, schlechte Orte
Zum Abschluss konnten alle auf einer Karte Orte markieren, wo bewusst Müll vermieden wird und andere, die als problematisch empfunden werden. Bei den guten Orten wurde beispielsweise Kubus mit seiner Kleidertauschbörse oder der Kiezkiosk Open Tiny mit seinem Repaircafé eingetragen.
Die nächsten Mitmach-Aktionen im Rahmen des Projekts "Idyll ohne Müll":
20. März 2025 14-16 Uhr: gemeinsamer Kiezputz. Treffpunkt Sinsheimer Weg
28. März 2025 12-14 Uhr: Mehrwegaktion und Infostand. Ort: Wildenbruchstraße /Ecke Weigandufer
05. Mai 2025 13-17 Uhr: Kleidertausch & Textil Upcycling-Workshop. Ort: Endorphina, Elsenstraße 52.